Projektion Partnerschaft

Warum wir häufig Gefahr laufen, unsere eigenen Probleme auf unser Gegenüber zu projizieren.

Ich möchte dir heute ein bisschen mehr zum Thema Projektion erzählen. Oft haben die Menschen mit denen wir in Kontakt stehen gar kein Problem mit uns oder noch nicht mal ein Problem mit sich selbst – sondern es gibt auch diese Momente, in denen wir unser Gegenüber mehr als einen Spiegel unserer eigenen Themenwelt betrachten. Wir tragen also unsere eigenen Gedanken und Gefühle mit uns und projizieren sie in bestimmten Situationen auf andere.

Vom Irrglauben, dass andere Gefühle auf dich übertragen werden können

Eines vorweg: Die Emotionen von anderen können nicht automatisch zu deinen eigenen werden und anders herum. Häufig denken wir aber genau das. Egal ob es um “ansteckende” gute Laune geht oder uns die schlechte Laune von jemand anderem herunterzieht, eines ist tatsächlich Fakt, auch wenn es sich oft anders anfühlt: Kein Mensch auf dieser Welt kann ein Gefühl auf dich übertragen. Wir nehmen lediglich unsere Gedanken in Form von Gefühlen durch unser Bewusstsein wahr. Wie aber funktioniert das?

Es  ist wichtig, dass du dir vor Augen führst, dass jeder Mensch seine ganz eigene Emotion erlebt. Das einzige, was von Mensch zu Mensch übertragen wird, ist Kommunikation – ganz egal ob in Form von Sprache, Mimik, Gestik oder anderen Signalen. Welche Gedanken sich dann darüber zeigen, ist häufig gefärbt durch unsere Erfahrungen und durch unsere Art zu denken. Dann passiert Folgendes: Unsere Gedanken lösen bestimmte Emotionen aus, die wir wiederum durch unser Bewusstsein wahrnehmen. Weil sich diese Emotionen so echt anfühlen, erleben wir das fälschlicherweise so, als wären wir diese Emotion und unsere Gedanken. Dabei erleben wir durch unser Bewusstsein lediglich unsere Gedanken in Action, in Gestalt einer Emotion. Wie also kann es sein, dass mich eine andere Person wütend, oder auch glücklich machen kann, wenn doch lediglich Worte, Mimik oder andere Signale überreicht werden, die wir wiederum ganz neu für uns erleben?

Streit - wenn zwei Stürme aufeinander treffen

Was würde das nun für unsere Streitigkeiten bedeuten, wenn das wahr wäre, was ich zuvor beschrieben habe?

Streit entsteht nur dann, wenn beide GesprächspartnerInnen gerade in ihrem eigenen Gedankensturm gefangen sind, der sich in diesem Moment durch die wilde Gefühlswelt zum Ausdruck bringt. Unterhaltungen und Begegnungen finden dann auf einer Ebene von Stress, Angst, Frustration oder einfach Überforderung statt und alle Beteiligten sind eigentlich in dem Moment mit sich selbst und den tobenden Gefühlen im Inneren beschäftigt. Was uns in diesem Moment dann verloren geht, ist die Fähigkeit, mit freiem Geist auf die Anderen zuzugehen, da wir dafür – einfach gesagt – keinen freien Kopf haben. Dennoch tun wir es, weil wir uns meist dabei erhoffen, dass sich dieses unangenehme Gefühl dadurch lösen wird, wenn wir „mit dem anderen in Klärung gehen“. Dieser Satz allein trägt das Missverständnis schon in sich. Denn, in diesen Momenten ist die Interpretation des Gesagten von unserem Gegenüber häufig schwierig und führt zu Missverständnissen. Das einzige was in diesen Situationen passiert, ist, dass sich beide Stürme quasi multiplizieren und ein heftiger Tornado entsteht.

Auch wenn Streitigkeiten in den besten Beziehungen mal dazu gehören, so hilft es, sich immer wieder bewusst zu machen, dass wir nicht die Emotionen unserer PartnerInnen sind und umgekehrt. Allein das kann Wunder bewirken.

Wie wäre es mit Mitgefühl, Bewusstsein und einem offenen Herzen?

Du fragst dich jetzt vielleicht, wie du solche Situationen auflösen kannst oder wie es gar nicht erst dazu kommt. Hier schon einmal eine der wichtigsten Erkenntnisse aus meinem eigenen Leben und aus den Leben meiner Kundinnen: So wie wir selber funktionieren, funktioniert auch jeder andere Mensch. Das bedeutet, wir alle haben Gedanken, die andere nicht sehen können und das bezieht sich auf alle Menschen, groß und klein, in deinem Umfeld. Es gibt einen Dreischritt, der bei allen genau gleich abläuft, nämlich folgender: Wir denken etwas (vieles davon unbewusst), danach fühlen wir etwas und reagieren letztendlich auf dieses Gefühl.

Was sich unterscheidet ist die Art und Weise, wie jeder einzelne diese Gedanken für sich erlebt. So erlebt der/die eine bei der Sache eine leichte Aufregung, während der/die andere schon an die Decke geht. Es gibt hier kein richtig oder falsch, kein besser oder schlecht. Das einzig Wichtige ist, dass wir diese Situationen bewusst wahrnehmen und wenn es ungemütlich wird, einen Schritt zurücktreten. Uns damit quasi selbst für einen kleinen Augenblick aus dem Weg gehen. Mehr nicht.

Doch wie sich verhalten, wenn alles anfängt zu toben? Versuche einmal, deine PartnerIn in einem solchen Moment wirklich zu sehen und einfach mal nur zuzuhören. Tue nichts. Handle nicht, reagiere nicht, entscheide in diesem Moment nichts. „Höre zu wie eine Tomate mit Ohren“, würde meine Mentorin Lea jetzt sagen. Ich liebe diese Metapher, denn sie bringt es auf den Punkt. Zuhören, als könntest du diese Aussage weder bewerten noch kommentieren. Du wirst sehen: auf diese Art entsteht Mitgefühl von ganz alleine. Wenn du merken solltest, dass sich der Impuls in Richtung Konfrontation breit macht, tue für einen Moment nichts und schaue was dann passiert. Vielleicht hilft es dir, ganz bewusst zu atmen, darum zu bitten, das Gespräch auf später zu verschieben oder mit Vorankündigung den Raum zu wechseln. Vielleicht hilft es aber auch für einen Moment das Fenster zu öffnen, dir ein Glas Wasser einzuschenken oder nur kurz um Pause zu bitten. Was auch immer dir in dem Moment einfällt, damit der aufkommende Sturm vorbeiziehen kann. Und dann höre wieder hin wie eine Tomate mit Ohren.

Du wirst merken, wie mit der Zeit automatisch mehr Mitgefühl entsteht. Verstehe mich nicht falsch, den anderen mit Mitgefühl zu begegnen hat nichts mit Mitleid zu tun, oder damit, dass du dich selbst und deine Bedürfnisse hinten anstellst. Es geht einzig und allein darum, zu sehen, dass der andere im Kern heil und ganz ist und genauso wie wir selbst hin und wieder seine eigenen Gedanken viel zu ernst nimmt. Das heißt nicht, dass du alles toll finden musst und alles was dein Gegenüber dir sagt okay ist. Es geht mir an dieser Stelle mehr darum, noch einmal deutlich zu machen, dass es im Moment des Sturms wirklich rein gar nichts zu tun gibt, da wir uns in diesem Moment meistens selber viel zu ernst nehmen. Das gleiche gilt natürlich auch umgekehrt für dich. Auch du bist im Kern heil und ganz, auch wenn sich deine Emotionen für diesen Moment ganz schön gefährlich anfühlen. Und dann, wenn die Sicht wieder klar ist, gibt es entweder gar nichts mehr zu klären, weil es nie ein wirkliches Problem gab oder aber es kommen die guten, frischen, neuen Ideen, mit denen das Problem tatsächlich gelöst werden kann. 

Falls du etwas in diesem Beitrag hörst, was dich kitzelt und sich zwar komisch anhört, aber neugierig macht, dann melde dich gerne bei mir. Lass‘ uns gemeinsam etwas Neues und Frisches erforschen. Ich kann dich gerne dabei begleiten in deinem Leben ganz neue Eindrücke zu sammeln und so langfristig freier zu werden. 

Merke dir also:

Im Sturm gibt es nichts zu tun.

Es lohnt sich wirklich in Momenten von Aufruhr einen Schritt zurück zu treten und gerade in allen möglichen Beziehungen einfach mal zu sagen: Lass‘ uns doch morgen nochmal in Ruhe darüber sprechen. 

Dann hast nicht nur du Zeit einen klaren Kopf zu bekommen und dein Herz ein Stückchen weiter zu öffnen, sondern dein Gegenüber genauso. 

Glaube mir nicht. Probiere es einfach aus. 

Herzlich,

deine Elisabeth

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